20. November 2014 – Einblicke in verborgene Schatzkammern. Die Welt der mittelalterlichen Handschriften

Podiumsgäste
Dr. Jörn Günther, Inhaber Dr. Günther Antiquariat, Basel
Dr. Bodo Brinkmann, Kurator Alte Meister, Kunstmuseum Basel

Moderation
Dr. Karen Michels, Gründerin "Kunstverstand", Hamburg

 

In den historischen Räumen des Andlauer Hofes hatten die Gäste dieser Veranstaltung die einmalige Gelegenheit, neben dem spannenden Dialog über mittelalterliche Handschriften, einige dieser einzigartigen Schätze anzuschauen und in die Hand zu nehmen. Einer der Höhepunkte bildete das mit gotischer Schrift, ganzseitigen Miniaturen und floralen Bordüren wunderbar verzierte Stundenbuch der Isabella I. von Kastilien. Möglich wurde dieser Abend durch die Zusammenarbeit mit dem Antiquariat von Dr. Jörn Günther, der an diesem Abend eine handverlesene Auswahl an mittelalterlichen Schätzen von musealer Qualität präsentierte.

Die angeregte Diskussion zwischen Dr. Jörn Günther und dem Kurator Alte Meister des Kunstmuseum Basels, Dr. Bodo Brinkmann, lieferte spannende Einblicke in die Welt der medievalen Manuskripte. Unter der Moderation von Dr. Karen Michels, wurden besonders die kostbaren Materialien sowie die komplexe handwerkliche Technik thematisiert und so das Verständnis für Seltenheit und Qualität dieser herausragenden Kunstwerke geschärft.

Die Kunsthistorikerin und Unternehmensgründerin von KunstVerstand Dr. Karen Michels gibt im Folgenden einen kurzen Einblick über Inhalte und Fragen des Abends:

Sie enthalten Bilder, deren Inhalte heute kaum noch bekannt sind. Buchstabenfolgen, die man nicht lesen kann. Texte, die einem nicht mehr viel sagen: Psalmen, Evangelien, fromme Gesänge gehören nicht zu den Themen, die uns heute unter den Nägeln brennen. Und doch denkt man beim Stichwort „mittelalterliche Handschriften“ an etwas Attraktives, ungeheuer Kostbares, an Purpur und Gold, an leuchtende Farben, an Fabelwesen und Bordüren und an eine handwerkliche Perfektion, die sprachlos macht.

Seien wir ehrlich: Staunend über Vitrinen gebeugt, bleiben wir jedoch Bewunderer einer schönen Oberfläche. Der Geist, der diese Kult-Objekte geschaffen hat, ist uns fremd und fern. Die Gesprächspartner an diesem Abend haben eigene Zugänge gefunden zur Welt der mittelalterlichen Handschriften. Zusammen mit ihnen wollen wir herausfinden: Wozu braucht unsere Gesellschaft diese aus einer anderen Welt stammenden Luxusobjekte? Und gibt es eigentlich „Aura“?
(Dr. Karen Michels, November 2014)

20. Oktober 2014 – Après moi, le déluge?

Podiumsgäste
Bruno W. Boesch, associate, Froriep Swiss Lawyers, London
Dr. Marc Fehlmann FRSA, Direktor, Museum Oskar Reinhart, Winterthur
Sibylle Loyrette, LL.M, Partnerin, Ritter & Partner, Zürich

 

Nicht nur die Marquise de Pompadour dachte so, als sie nach der Nachricht von der Niederlage Französischer Truppen ausrief „après nous le déluge!“, um sich danach wieder ihrem Fest zu widmen. Diesen, der Nachwelt gegenüber gleichgültigen Ausspruch, nehmen die Dialogues de l’Art zum Anlass, um über die Verantwortung heutiger Generationen im Kunstbereich zu diskutieren. Auf dem Podium befanden sich Bruno W. Boesch, Teilhaber von Froriep Swiss Lawyers, London
, Dr. Marc Fehlmann, Direktor des Museums Oskar Reinhart in Winterthur und Sibylle Loyrette, Teilhaberin von Ritter & Partner Rechtsanwälte in Zürich.

Werden in einem Nachlass Werke als Fälschungen identifiziert, zieht dies eine Kette unangenehmer Fragen nach sich, die nicht nur die Besitzer, sondern auch Experten, Versicherungen und Anwälte betreffen. Dr. Marc Fehlmann, der seit 2012 das Museum Oskar Reinhart leitet, ist mit Problemen dieser Art vertraut. Beispielsweise umfasst die Sammlung des Hauses einige Werke Max Liebermanns, ein Künstler dessen Gemälde bereits zu Lebzeiten gefälscht wurden. Den Schaden, der dadurch für die Rezeption des Künstlers angerichtet wird sowie die finanziellen und rechtlichen Konsequenzen die daraus entstehen, bildeten den spannenden Rahmen dieser Diskussion zwischen Publikum und Podium.

@ Diana Blome, Kunsthistorikerin

10. April 2014 – True or false. Copies and fakes in Old Master Paintings

Referent
Richard Charlton-Jones, Director Old Master Paintings, Sotheby's London

Mit dem Experten Richard Charlton-Jones, Direktor der Old Master Paintings Sotheby’s London wurde über die Frage von Original und Fälschung diskutiert. Für Richard Carlton-Jones, der seit 1982 bei Sotheby’s und seit über 14 Jahren im Old Masters Departement engagiert ist, gehört die Beurteilung über die Echtheit von Kunst zu seiner wichtigsten Aufgabe.

Ausgelöst durch den Beltracchi-Skandal erhielt die Frage „echt oder falsch?“ in jüngster Zeit wieder höchste Priorität. Werden Werke als Fälschungen identifiziert, bekommen nicht allein die Eigentümer, sondern auch Experten, Museen und Auktionshäuser die Folgen zu spüren. Betroffen sind bei weitem nicht nur moderne Künstler, auch Alte Meister werden gefälscht und im Kunsthandel in Umlauf gebracht. Noch komplexer wird es, wenn nicht allein zwischen gefälschten und echten Bildern, sondern auch zwischen Fälschung und Kopie unterschieden werden muss. Ist eine Kopie aus dem 16. Jahrhundert eine Fälschung oder ein eigenständiges Werk? Wo lag die Intention des Malers, des Künstlers oder des Fälschers? Im Gespräch mit Richard Charlton-Jones werden diese Probleme aufgezeigt, über Indizien für Fälschungen diskutiert und Erfahrungen im Auktionsalltag ausgetauscht.

@ Diana Blome, Kunsthistorikerin